s rueckblick

Pic Tyrone 2

„Race is fake – there is only the human race.“ Mit diesen Worten schloss Tyrone Chambers seine 90 Minuten im Englischkurs des S2 von Frau Dyroff.

Es war die letzte Stunde in diesem Semester und sie war eine ganz besondere: eine Mischung aus Rede, Vortrag, Erfahrungsbericht, Selbstoffenbarung, Aufforderung an die Schülerinnen und Schüler, ihre eigenen Meinungen und Erfahrungen einzubringen, aber vor allem ein Appell an uns alle, seine eigene Identität zu finden, sich selbst zu hinterfragen und unsere Unterschiede und das Anderssein nicht nur zu tolerieren oder akzeptieren, sondern zu wertschätzen.


Tyrone Chambers ist ein US-amerikanischer Opernsänger, der seit drei Jahren in Deutschland lebt und arbeitet. Er ist schwarz, schwul und hat eine unglaubliche Persönlichkeit. Und damit war er genau der Richtige, um unserem Semesterthema, das da lautet ‚African American Experiences’, einen wunderbaren persönlichen und vor allem emotionalen Abschluss zu geben. Durch seine offene, authentische und ehrliche Art war er imstande, auch Schüler zu ermutigen, sich zu öffnen und ihre Erfahrungen zu teilen, was die Stimmung in der Klasse zu einer ganz besonderen gemacht hat. Er war bei weitem nicht der einzige, der in dieser Stunde mit den Tränen zu kämpfen hatte – und zwar mehrfach.
Inhaltlich ging es um eine Vielzahl von Themen, wie zum Beispiel die Sklaverei, die Geschichte schwarzer Frauen, die ihre Situation bis in die Gegenwart beeinflusst, das Gespräch, das afroamerikanische Familien noch immer mit ihren Kinder führen, in dem sie sie vor Weißen, derzeit vor allem Polizisten warnen, Polizeigewalt im Allgemeinen, das Dilemma, sich als einziger Afroamerikaner in einer Gruppe Weißer zu bewegen (z.B. in einer Schule), die Benachteiligung bestimmter Stadtteile, Schulen und Bevölkerungsgruppen, Diskriminierung von Minderheiten (nicht nur unterschiedlicher Hautfarben, sondern auch sexueller Orientierung oder Frauen), Sexismus und Rassismus – und zwar nicht nur in den USA sondern auch bei uns!


Leider waren die 90 Minuten viel zu kurz und es hätte noch so viel Redebedarf gegeben. Dennoch wird diese Englischstunde bei allen Beteiligten ihre Spuren hinterlassen haben. Sie war intensiv, emotional und irgendwie magisch. Sie hat uns zum Nachdenken angeregt und genau da getroffen, wo uns der normale Unterricht nur sehr selten erreicht: ins Herz.