Als Kind wollte er entweder Bauer oder Radiomoderator werden. Zum Glück hat er sich für Puschelmikrophon und Trainingsjacke statt für Mistgabel und Gummistiefel entschieden. Seit 25 Jahren lebt der aus Frankreich stammende Kabarettist Alfons in Deutschland - freiwillig, wie er gerne betont.
Für das Sprachenprofil und die französischen Austauschschüler aus Digne hat er sich vor einem Auftritt bei Alma Hoppe Zeit zum Interview genommen - natürlich auf Französisch. Den Franzosen ist er völlig unbekannt; trotzdem ist das Interesse an ihm groß.
"Eigentlich bin ich wegen der Armee nach Deutschland gekommen", sagt Alfons, der in Wirklichkeit Emmanuel Peterfalvi heißt. "Sie haben mir gesagt: Entweder du machst den Militärdienst in Frankreich oder du gehst für Canal Plus nach Deutschland."
Er lebe gerne in Deutschland, lediglich das gute Essen seiner Heimat vermisse er gelegentlich. Ein deutsches Lieblingsgericht hat er trotzdem: "Labskaus! Das müsst ihr unbedingt probieren!", empfiehlt er den Franzosen. Für Schweinefüße und Schweineohren sei er aber auch schon mal extra nach Frankreich gefahren. Im vegetarisierten Deutschland wird er es mit diesen Vorlieben wohl zunehmend schwer haben.
Natürlich wollten die Schüler wissen, ob Alfons selbst ein guter Schüler war. Für uns Lehrer ist das, gerade bei einem Künstler, ein riskantes Thema. "Ich war kein Champion, aber immerhin unter den besten fünf in der Klasse", sagt Alfons stolz. "Aber eins bereue ich: Ich hätte besser im Deutschunterricht aufpassen sollen." Diese Message geht auch für uns Lehrer in Ordnung. Was wäre Alfons allerdings ohne seinen Akzent?
Schließlich fragt ihn noch eine Schülerin, wie viele orange Trainingsjacken er besitze. Alfons lacht. Die Jacke stamme ursprünglich aus der DDR und er habe schon mehrmals versucht, ein zweites Exemplar zu bekommen - vergeblich. Mittlerweile habe er sich aber eine Ersatzjacke anfertigen lassen.
Im Anschluss schauten wir uns noch sein Programm "Wiedersehen macht Freunde" an. Darin erzählt Alfons mit Witz und ein wenig Nostalgie von seiner Kindheit in Paris, seinen beiden Freunden Jérôme und Jean-François, dem Fußballplatz auf einem verlassenen Grundstück, dem weisen Clochard Archimède, wütenden Gendarmen und seinem ersten Puschelmikrophon.
Es war ein gelungener Abend und vielleicht gibt es ja bald ein Wiedersehen: Wie die meisten Schüler wohnt Alfons in Niendorf. Ohne Trainingsjacke und fettige Haare ist er allerdings nicht sofort zu erkennen.
Jost Fromhage