s rueckblick

barcelona-220Als Begleiter der Studienreise war ich sehr gespannt auf das Programm, das die Schüler unter Anleitung von Frau Oggesen selbst gestaltet hatten. Nach einem problemlosen Flug und langer Wartezeit am Kofferband bezogen wir unsere Appartements,

die uns sehr positiv überraschten: In unserem Lehrerleben hatten wir noch keine so komfortable Unterkunft gehabt wie diese Appartements mit Geschirrspüler, Waschmaschine und kleinen liebevoll drapierten Espresso-Kapseln mit zugehöriger Maschine.
Leider hatten wir durch die verspätete Gepäckausgabe so viel Zeit verloren, dass der erste Programmpunkt, eine Stadtrallye mit einer durchaus großzügigen Strecke, zur Sisyphosaufgabe wurde. Als Lehrergruppe waren wir zudem als letztes dran und es blieb uns nichts anderes übrig, als ein paar Stationen auszulassen. Völlig geschafft und mit jeder Menge Selfies und auf Video aufgenommenen Tanzeinlagen vor Sehenswürdigkeiten im Gepäck kamen wir um kurz vor elf ins Ziel, wo die Gruppe, die die Rallye organisiert hatte, verzweifelt wartete.



Zumindest waren nun die Schüler im Training für die folgenden Tage, denn bereits am nächsten Tag warteten weitere Märsche auf sie: Von der Casa Milà des berühmten Architekten Antonio Gaudí, gegen deren wellenförmige Fassade die Elbphilharmonie wie ein Bauklotz aussieht, über die Kathedrale und die Rambla mit ihren Pantomimen, über den Mont Juic, auf dem einst die olympischen Spiele stattfanden, bis hin zur Fuente Mágica stapften wir durch die Stadt. Dabei hatten wir das Glück, die berühmten Castells zu sehen, Menschentürme, die bis zu zehn Mannslängen hoch sind. Der Castell, den wir sahen, war nur sieben Mann hoch, doch hoch genug, dass ein Raunen durch die Menge ging, als der Turm plötzlich in sich zusammenfiel.

Nach zwei so aufregenden Tagen begannen wir den dritten Tag mit etwas seichterer und dafür umso süßerer Kost: einem Schokoladenmuseum. Wie kleine Kinder schleckten wir, meine Wenigkeit eingeschlossen, an der Kakaomasse herum, die lauwarm aus so einer Produktionsmaschine, wie wir sie alle aus der Sendung mit der Maus kennen, floss. Am Nachmittag kamen die Schüler zu ihrem "tiempo libre", nach dem sie uns seit der Ankunft in immer kürzer werdenden Intervallen gefragt hatten. Während die Schüler sich nun in Kleingruppen auf Erkundungstour machten, war es für uns Zeit für eine ausgiebige Siesta, denn unsere Arbeit endete doch meist aus verschiedenen Gründen weit nach der offiziell verkündeten Sperrstunde. Eine Pflichtaufgabe hatten die Schüler die Lehrer und allerdings noch: Zutaten für den Tapas-Abend einkaufen.

Als wir am Abend dann die Tapas auf unsere gemeinsame Dachterrasse gebracht hatten, drohte Ungemach. Denn kaum hatten wir alles aufgebaut,  fing es plötzlich an zu regnen und jeder musste sich, ein paar Tapas in der Hand, in sein Appartement retten.
Am nächsten Tag war das Dalí-Museum in der nahe gelegenen Stadt Figueres dran. Hier teilten sich die Meinungen. Viele Schüler waren begeistert; die weniger Interessierten blieben kurz vor den drei bekannten Klassikern stehen und hasteten ansonsten durch die Flure. Alle beeindruckt hingegen hat die Tatsache, dass Dalí sich seinen spitzen Schnurrbart mit Honig zwirbelte, um Fliegen anzulocken, da er der Meinung war, in Ihnen Seelenverwandte gefunden zu haben. Durch ihre Facettenaugen hätten sie angeblich den typischen Künstlerblick. Abgesehen davon, dass ich meine Kinder vielleicht nicht so gerne in seine Obhut gegeben hätte, also ein durchaus interessanter Mann.

Wer nach Barcelona fährt,  kommt nicht an der "Sagrada Familia" und dem "Parque Güell" vorbei, die wir ebenso, wieder auf Schusters Rappen, besichtigten. Und neben allerhand interessanten Dingen über Architekt und Geschichte durch ein Schülerreferat mussten wir erfahren, warum die Katalanen auch als die Preußen Spaniens bezeichnet werden. Nicht nur der Eintritt für die Kathedrale für mittlerweile an die 20 €, sondern auch das neue Drehkreuz vor dem Teil des Parks mit dem Salamander, der immer auf den Postkarten abgebildet ist und vor dem sich der Europa-reisende Amerikaner ablichten lassen muss, um sagen zu können: "I was in...", ließen uns an diesem Tag vor verschlossenen Toren stehen.
Wer dennoch viel Geld ausgeben wollte, hatte noch die Gelegenheit, für 23 € ein Geisterspiel und zwar ganz ohne Mannschaften im Camp Nou zu verfolgen. Angesichts der mindestens 70 € Euro für eine echtes Spiel des FC Barcelona ein Schnäppchen also für die Besichtigung einer leeren Sportstätte.

Inoffizieller Höhepunkt war sicher das Treffen mit Matthias Schweighöfer, der eine Straße neben unserer Unterkunft einen Werbespot drehte. Wurde ich noch kurz vorher mit einem "Gehen Sie bitte weg, hier wird gedreht" harsch abgewiesen, nahm sich der Schauspieler für die vielen Mädchen Zeit, und die Geschwister und Freundinnen platzten sicher vor Neid, als sie kurze Zeit später die ganzen Fotos ihrer Lieben, Arm in Arm mit Matthias Schweighöfer, auf ihren Handys empfingen.

Offizieller Höhepunkt war das Spektakel aus Feuerwerk, Videoinstallation und knallig beleuchteter Fontäne an der "Fuente Mágica", für das wir allerdings drei Stunden angestanden hatten. Es war zugleich auch das Finale der Fiestas de Mercè (Schutzpatronin Barcelonas), die uns fünf Tage mit kostenlosen Konzerten und Straßenfesten beschert hatte. Für die Schüler war das auch inhaltlich ein schöner Abschluss, denn es wurde die gesamte spanische Geschichte des 20. Jahrhunderts, wenn auch auf Katalanisch, rekapituliert. Am Ende also eine echt gelungene Reise. Vielen Dank an Frau Oggesen und das Sprachenprofil für die Organisation!
Jost Fromhage